Wer kennt nicht die Schwibbögen, Weihnachtspyramiden, Nussknacker und Räuchermännchen? Die Ursprünge des erzgebirgischen Holzkunsthandwerks reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück. Noch heute ist die über 300 Jahre alte Tradition der erzgebirgischen Holzkunst in unseren Orten lebendig und erfreut sich internationaler Bekanntheit.
Obwohl der Bergbau zu seiner Blütezeit über viele Jahre unsere Region prägte, konnte der Lebensunterhalt der Familien damit nicht langfristig gesichert werden. Mit dem Niedergang des Bergbaus im Erzgebirge wandten sich viele Bergleute dem neuen Erwerbszweig der Holzverarbeitung zu. Und so kam es, dass aufgrund der reichen Holzvorkommen des Erzgebirges, dem handwerklichen Geschick sowie dem Einfallsreichtum der damaligen Bergleute unsere Region bis heute das einzigartige Markenzeichen der erzgebirgischen Holzkunst trägt.
Anfänglich wurden zahlreiche Gebrauchsgegenstände aus Holz gefertigt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts trat sowohl im sächsischen als auch im böhmischen Erzgebirge die Herstellung von Spielzeug und Weihnachtsschmuck in den Vordergrund. Das Handwerk des Holzspielzeugmachers ist ein typischer Sonderberuf, welcher heute in einer dreijährigen Ausbildung in unserer Region erlernt werden kann.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Tradition bewahrt und mit zahlreichen neuen Formen, Motiven sowie Techniken weiterentwickelt. Die in liebevoller Handarbeit gefertigten Gegenstände und Figuren erobern gestern und heute die Herzen der Menschen und werden weltweit exportiert. Zu den bekanntesten Spielzeugorten im Erzgebirge zählen Seiffen und Olbernhau.
Bei einem Urlaub in unserem Erzgebirge sollte deshalb der Besuch einer Schauwerkstatt keinesfalls fehlen, bei dem Sie den „Männlmachern“ bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Schon viele Besucher konnten sich bei einem solchen Rundgang durch die Werkstätten davon überzeugen, wie Tradition und Moderne sich in den Produkten widerspiegeln, die beim Drechseln, Schnitzen, Spanbaumstechen oder Reifendrehen entstehen.
Die wichtigsten Techniken des erzgebirgischen Holzkunsthandwerks auf einem Blick:
Das Drechseln
Beim Drechseln erzgebirgischer Holzkunst wird ein Stück Holz auf einer Drechselbank bzw. Drehbank bearbeitet. Während sich dabei das Werkstück bei den meisten Drechselarten vielfach um die eigene Achse dreht, entsteht mittels verschiedener Werkzeuge, wie Meißel oder Schaber, die gewünschte Form. Mit viel Feingefühl und Materialkenntnis entstehen so beispielsweise Nussknacker in verschiedenen Formen und Motiven, wie Könige, Soldaten und Förster.
Das Schnitzen
Die Schnitzkunst ist im Erzgebirge weit verbreitet und findet ihre Ursprünge in der Zeit des Bergbaus. Mit viel Geschicklichkeit sowie Ausdauer wird zumeist aus Lindenholz und mit verschiedenen Schnitzutensilien Stück für Stück dem Holz Leben eingehaucht. Dabei entstehen die vielfältigsten Motive und Formen, darunter Bergleute, Pyramiden, Räuchermänner, Krippen, Tiere und allerlei mehr.
Spanbaumstechen
Spanbäume sind oft Bestandteil des Pyramidenschmucks oder werden einzeln dekorativ aufgestellt. Beim Spanbaumstechen handelt es sich um ein Kunsthandwerk, bei dem besonderes Fingerspitzengefühl notwendig ist. Dabei wird ein konisch gedrechselter Rohling aus Lindenholz in einem Schraubstock befestigt und mit einem Stecheisen werden Span für Span ringsherum kleine Löckchen gleichmäßig nach oben angehoben.
Das Reifendrehen
Auch das Reifendrehen gehört zum weltweit einzigartigen Kunsthandwerk, welches um 1800 in unserem Erzgebirge entwickelt wurde. Besonders durch diese Technik erlangten die Orte Seiffen, Deutschneudorf und Deutscheinsiedel ihre Bekanntheit, da einst nur dort das Reifendrehen betrieben wurde. Das Reifendrehen dient vornehmlich der Herstellung verschiedener Tiere aus Holz. Für die Fertigung benötigen die Reifendreher zunächst eine Holzscheibe, welche mit Hilfe der Drechselbank so bearbeitet wird, dass diese im Querschnitt die Kontur einer Tierform besitzt und schließlich dem Reifendreher als profilierter Holzring vorliegt. Anschließend können eine Vielzahl von Figuren aus dem Ring abgespalten und je nach Bedarf durch Schnitzen oder Bemalen weiterverarbeitet werden.