Wer kennt sie nicht - Räuchermann, Engel und Bergmann, Schwibbogen und Pyramiden aus dem Erzgebirge? Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Not der Bergmänner zur Tugend und es entstand die bekannte erzgebirgische Holzkunst, die inzwischen ihren Weg in die ganze Welt gefunden hat.
Ein alter Brauch im Erzgebirge ist das sogenannte "Raachermannel'n wecken" (Räuchermänner wecken). Vor dem 1. Advent gehen die Familien auf dem Dachboden und wecken die Räuchermänner, Nussknacker, Bergmänner und Engel. Mit erzgebirgischen Weihnachtsliedern werden die Stuben geschmückt und die ersten Räucherkerzen angezündet.
Regionaltypische Weihnachtssymbole
Der Nussknacker
Zu jedem Weihnachtsfest gehören bunt geschmückte Teller mit Plätzchen, Apfelsinen und Nüssen. Nüsse haben dabei die Symbolik des aufkeimenden Lebens, des Neuen und Unbekannten. Um die harte Schale der Nuss zu knacken, wurden schon sehr früh figürliche Nussknacker aus Holz hergestellt. Mittels einer Hebeltechnik am Rücken werden die Nüsse mit dem „Mund“ des Nussknackers geknackt. Die berühmten erzgebirgischen Nussknacker entstanden nach Überlieferungen erstmalig um 1870 in einer kleinen Werkstatt von Wilhelm Friedrich Füchtner in Seiffen. Typisch ist das erhabene Aussehen der Gesichter, die der damaligen Obrigkeit ähneln sollten, zum Beispiel Könige, Soldaten aber auch Förster und Bergmänner in ihren stolzen Trachten. Die Herstellung eines Nussknackers bedarf mehr als 100 Arbeitsschritte, besteht aus zahlreichen Einzelteilen und wird überwiegend aus Fichten- oder Buchenholz hergestellt.
Die Dreh-Pyramide
Die ersten Pyramiden stammen aus dem 16. Jahrhundert aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Im 19. Jahrhundert erschufen die Erzgebirger mit der weihnachtlichen Dreh-Pyramide eine Sonderform, die als typisch für unsere Gegend gilt und mittlerweile in der ganzen Welt bekannt ist.
Ist die Weihnachtspyramide festlich erleuchtet, drehen sich durch die aufsteigende Wärme des Kerzenlichts das Flügelrad und die einzelnen Stockwerke mit ihren liebevoll geschnitzten oder gedrechselten Figuren. Bevor die gewerbliche Pyramidenherstellung Anfang des 20. Jahrhunderts begann, entstanden zahlreiche Einzelstücke, die in der Adventszeit die weihnachtlichen Stuben mit Lichterglanz erfüllten. Heutzutage gibt es unzählige Gestaltungsformen und -varianten, darunter bis zu siebenstöckige Pyramiden. Im Seiffener Spielzeugmuseum sind wohl einige der prächtigsten Exemplare zu Hause.
Engel und Bergmann
Zu den wohl bekanntesten Symbolfiguren der erzgebirgischen Weihnacht zählen der lichtertragende Bergmann und Engel. Zum Lebensmittelpunkt eines jeden Bergmanns wurde das Licht - es galt als Sinnbild von Freude, Glück und Leben. In den Wintermonaten, in denen die Nächte lang und die Tage kurz waren, gab es für die Bergbauarbeiter selten einen Sonnenstrahl zu sehen. Nur das Grubenlicht brachte Licht ins Dunkel und begleitete sie auf Schritt und Tritt bei der mühevollen Bergbauarbeit. Die Sehnsucht nach Licht spiegelte sich im weihnachtlichen Brauch der erzgebirgischen Volkskunst wider. In allen Stuben leuchten noch bis heute die Bergmänner und Engel in den verschiedensten Formen und Farben.
Während bereits im 17. Jahrhundert die ersten Knappenfiguren aus Zinn als Träger von Altarkerzen in Kirchen Verwendung fanden, später geschnitzte und gedrechselte Bergmänner hinzukamen, trat der Lichterengel erst um 1830 in Erscheinung. Vermutlich wurde er als Schutzpatron an die Seite des Bergmanns gestellt. Zur Wahrung unserer Bergbautradition werden beide Figuren in der Weihnachtszeit nebeneinander aufgestellt.
Der Schwibbogen
Auch der Schwibbogen gehört zum festen Bestandteil des traditionellen Weihnachtsschmucks im Erzgebirge. Der Name leitet sich vermutlich von der Form des Schwebebogens ab - eine aus der Architektur stammende gotische Bauweise.
Die Symbolik der Formgebung des Lichterbogens vermutet man zum einen im Mundloch eines Stollns (Eingang zum Bergwerk), zum anderen in der Darstellung des Himmelsbogens mit Sonne, Mond und Sternen. Der Schwibbogen mit seinen aufgesetzten Lichtern verkörpert die bergmännische Sehnsucht nach dem Tageslicht, woraus zahlreiche Motive des Bergbaus aber auch anderer typischer Lebensausschnitte der damaligen Zeit hervorgingen. Eines der meist verwendeten Motive zeigt die drei Haupterwerbsquellen des 18./ 19. Jahrhunderts im Erzgebirge: zwei Bergleute, einen Schnitzer und eine Klöpplerin.
Der erste schmiedeeiserne Lichterbogen entstand 1726 im erzgebirgischen Johanngeorgenstadt vom Bergschmied Johann Teller. Die heute weit verbreiteten Schwibbögen aus Holz erfreuen sich seit dem 20. Jahrhundert großer Beliebtheit und sind aus den weihnachtlich geschmückten Fenstern nicht mehr wegzudenken.
Der Räuchermann & die Räucherkerzen
Der Weihrauchduft gehört seit Jahrhunderten zur erzgebirgischen Weihnacht. Die handgeformten Räucherkerzen werden aus Holzkohle, Rotbuchen- und Sandelholzmehl, Bindemitteln und natürlichen Duftstoffen wie Kräutern, Blüten, Wurzeln oder ätherischen Ölen und der ein oder anderen Geheimzutat hergestellt.
Mit dem Aufkommen des Pfeife-Rauchens im 19. Jahrhundert wurde auch die Idee des Räuchermanns geboren, der mittlerweile in tausendfacher Ausführung die Wohnungen zur Weihnachtszeit schmückt und wohlriechende Düfte verbreitet. Dem Ideenreichtum der Räucherfiguren sind dabei keine Grenzen gesetzt, wobei die regionalen Berufe sowie Weihnachts- und Schneemänner am Häufigsten verbreitet sind.